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Neue Zukunft im Wohnmobil

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Hey, ich bin Isa, ein waschechtes Ruhrpott-Mädel, viel jünger als ich aussehe :-), Ex-Physiotherapeutin, Bloggerin, Hundemädchen, Frauchen, Reisetante und vor fast 8 Jahren, mit 24 berentet worden, weil ich schwer krank bin.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Marvin für die tolle Chance  meine Geschichte als Gastartikel auf dieser Seite veröffentlichen zu können.

Isabel Speckmann
Isabel Speckmann

Nachdem ich eine vollkommen normale Kindheit hatte, sehr sportlich war und eigentlich einer guten Zukunft nichts im Wege stand, nahm eine unendliche Geschichte seinen Lauf. Bei dieser ging es immer noch eine Stufe weiter nach unten, als ich je gedacht hätte. Nachdem ich mein Abi im Stehen geschrieben habe, weil ich zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr sitzen konnte, die Hälfte meines Studium durch insgesamt 22 OPs verpasste und trotzdem glücklich bestanden hatte, kam 2 Wochen vor Ende der Probezeit der super GAU. Wahrscheinlich durch eine verschleppte Erkältung bekam ich eine aufsteigende Lähmung, die sich von den Fußspitzen innerhalb von Stunden über den ganzen Körper ausbreitete.

Ich lag 13 Wochen im künstlichen Koma, saß 1,5 Jahre im Rolli und musste mit ALLEM ganz von vorne anfangen. Da sich mein Rückenmark durch die vielen OPs und den Virus immer weiter zerstört, weiß ich das ich irgendwann wieder im Rolli sitzen werde… aber mit 95 Jahren kann das ja auch ganz gemütlich sein !

Ich wurde nach dem künstlichen Koma, während der Reha-Monaten, komplett berentet. Somit war mein Zukunft mehr oder weniger auch noch kaputt, die Beziehung hat dem ganzen sowieso nicht standgehalten und nachdem es endlich ganz langsam wieder bergauf ging, verstarb plötzlich meine Ma an Heiligabend neben mir im Auto. Meine Mutter war für mich schon immer mein absoluter Anker für Sicherheit und Vertrauen, auf sie konnte ich mich 1000%ig verlassen…. IMMER!!!.

Viel tiefer als zu diesem Zeitpunkt, kann ein Mensch kaum sinken. Ich war absolut “gefangen” zwischen Depris, Selbstmitleid und “ Eifersucht” auf jede Person der es besser ging als mir! Mein einziger Halt war mein kleines Hundemädchen. Ein Psychologe schlug  mir irgendwann mal vor, ob ich mir nicht vorstellen könnte einen Hund bei mir aufzunehmen. Erst sollte es ein Behindertenbegleithund werden, aber die Wartelisten auf so einen Hund sind endlos lang, sodass meine Milla nach einigen Wochen bei mir einzog.

Im Nachhinein war es die beste Therapie die jemals ein Arzt vorgeschlagen hat, denn durch dieses kleinen Fellbüschel, konnte ich nicht mehr nur zu Hause sitzen, ich MUSSTE raus, und kam so, wenn auch ganz, ganz langsam, wieder “ins Leben zurück”.

Aber wie sollte es  auf Dauer weiter gehen ???

Nachdem meine Ma gestorben war und ich den ersten riesen Schock verdaut hatte, wurde mir eines sehr schnell bewusst. SO WIE ES JETZT IST, KANN ES NICHT WEITER GEHEN!

Meine Ma war ein Mensch der immer gesagt hat, wenn ich erst einmal in Rente gehe, wird alles anders… ,dann bin ich nur noch auf Reisen, dann möchte ich nochmal an einer “Alten Akademie “ studieren usw. usw. Meine Ma verstarb mit 51 Jahren, kerngesund, 1 Monat nach dem letzten Check Up beim Doc,von jetzt auf gleich !

Dadurch wurde mir auf eine ganz harte Art schmerzlich bewusst, immer nur zu warten, dass man mal irgendwann anfängt sein Leben so zu gestalten wie man es eigentlich möchte, kann nicht der richtige Weg sein! Aber es wird auch niemand vorbei kommen, mich an die Hand nehmen und mir gut zu reden: Trau Dich es wird schon alles gut gehen!

Wie heißt es so schön… Jeder ist seines Glückes Schmied und an diesem Spruch ist unheimlich viel Wahres dran.

Der Kauf meines Wohnmobils

Ich habe schon immer davon geträumt mit einem Wohnmobil durch die Weltgeschichte zu tuckern, dort zu schlafen wo es mir gefällt und weg von zu Hause, mein Leben zu leben.

Wie ich darauf komme… Ich habe keine Ahnung. Ich war mit meinen Eltern noch nie Campen, ich habe keine Verwandtschaft mit einem Wohnwagen oder sonst irgendeinen Bezug zu Wohnmobilen, nur der Traum, der war schon immer da!

Also habe ich überlegt ob es nicht an der Zeit ist, genau diesen Traum zu leben und war mir irgendwann sicher, ja genau das ist es was ich will!

Also habe ich meinem Bruder und meinem Papa von dieser Idee erzählt und im Gegensatz zu meiner gesamten Verwandtschaft, waren die beiden von meinem Plan überzeugt. Wobei, überzeugt ist wohl zu viel gesagt. Gerade mein Papa hätte wohl alles bestätigt, nur damit ich es schaffe irgendwie wieder komplett “ins Leben” zu kommen.

Es war klar, dass es nur ein älteres, kleines Wohnmobil werden könnte. Also habe ich mir über Monate hinweg bestimmt hundert Wohnmobile angesehen. Aber da ich ja auch überhaupt keine Ahnung von dem Thema hatte, wusste ich irgendwann zumindest genau was ich in meinem Womo haben möchte, und was mir nicht so wichtig ist.

Mein WohnmobilNach Monaten der Suche stand dann irgendwann mein Wohnmobil, meine “Omi” vor mir, und der ganze Plan wurde verdammt ernst. In der Nacht vor dem Womo-Kauf lag ich Stunden schlaflos im Bett…. Eigentlich wollte ich diesen Plan absolut durchziehen, aber würde ich das alles auch wirklich schaffen? Ich bin chronisch Krank, ich muss jeden Tag hohe Dosen eines Morphium-Medikaments nehmen um den Tag aktiv zu “überstehen”. Meine Rente ist absolut winzig, kann ich mit so wenig Geld reisen ? Usw. usw.

Plötzlich hatte ich nur noch Angst vor meiner eigenen Courage und ich weiß nicht, hätte ich noch 3 Tage länger zum Grübeln gehabt, ob ich den Plan trotzdem durchgezogen hätte.

Aber diese 3 Tage gab es zum Glück nicht! Am nächsten Tag war die Familie stolze Besitzer eines Wohnmobils, und es ging in den Tagen danach ans Einrichten und “bekanntmachen”.

Ich weiß noch als wäre es gestern gewesen… Meine aller, aller erste Tour ging von Dortmund aus zum Möhnesee. Das sind weniger als 100 km, mitten im Februar , es war total kalt und ich sooooooo aufgeregt, dass ich den 2. Tag mit Migräne im Womo verbracht habe.

Diese erste “ Tour” war voller Probleme und Fehler. Ich hatte viel zu wenig Wasser getankt, so dass ich mit einem Kanister das Nudel- und Hundewasser  um den Halben See schleppen musste. Ich hatte nicht das richtige Stromkabel dabei. Milla (mein Hund) konnte mit dem Womo gar nichts anfangen und verkroch sich panisch im Fahrerhaus und trotzdem saß ich Abends bei Dosen Ravioli und Sprite im Womo und fühlte mich super.

Bei jeder weiteren Tour sammelte ich mehr Erfahrungen, Milla konnte sich gaaaanz langsam mit dem Womo anfreunden und vor allem bekam ich von Tag zu Tag wieder mehr Vertrauen in mich und meinen Körper.

Im Juni war es dann soweit, ich brach zu meiner ersten langen Auslandstour auf und war knapp 3 Monate an der französischen Atlantikküste unterwegs. Die ersten 10 Tage waren ganz ehrlich gesagt der Horror! Ich spreche kaum ein Wort französisch, ich kam mit den französischen Straßen, den Leuten und Erklärungen nicht zu Recht, das Wetter war grausam und ich fühlte mich einfach nur elend!

Irgendwann stand ich vor einer ganz wichtigen Entscheidung… Entweder ich würde direkt zurück nach Deutschland fahren, verkaufe dann das Womo wieder und sage diese ganze Camping-Geschichte war ein riesen Fehler, oder ich fahre weiter Richtung Süden, suche die Sonne und gebe dem ganzen noch eine letzte Chance!

Glücklicherweise, genau so hab ich es dann auch gemacht! Ich glaube auf dieser Strecke “zur Sonne” von 300 km hatte ich durchgängig einen Puls von 250, weil ich genau wusste wie viel von der ganzen Sache abhängt!  Ich kam in Honfleure an, öffnete die Womo-Tür, die Sonne strahlte, meine Nachbarn grüßten freundlich und die Tour ging von da an 2,5 Monate glücklich weiter ! 🙂

Mittlerweile bin ich ständig mit dem Womo unterwegs. Ganz gleich ob Winter oder Sommer, ob schönes oder schlechtes Wetter und genieße es neue Gegenden zu entdecken, Leute kennen zu lernen, nur das zu tun was ich möchte und auch Milla freut sich mittlerweile wie bolle, wenn ich anfange die Tasche zu packen!

Ich bin immer wieder in Deutschland unterwegs, war aber auch schon fast 4 Monate in Schweden, 3 Monate in Frankreich und Spanien, und bin auch schon in Holland und Belgien herum getuckert.

Gesundheitlich habe ich Höhen und Tiefen, aber ich weiß das mein Körper

das Reisen gut verkraftet. Ich habe mich durch Allesmögliche im Voraus abgesichert, so dass sowohl ich, als auch mein Hund und das Womo im Krankheitsfall immer wieder nach Hause kommen.

Seitdem ich mir den Traum vom Reisen auf diese Art und Weise erfüllt habe und mich meine Familie nach einer Tour sieht oder wir zwischendurch telefonieren, sind alle der Meinung ich sehe / klinge viel entspannter, als wenn ich längere Zeit zu Hause bin.

Genau so ist es auch… ich bin mir sicher, hätte ich diesen Schritt nicht gewagt, hätte ich immer noch riesen Probleme mein Leben so zu akzeptieren wie es nun mal gekommen ist. Ich bin von klein auf ziemlich leistungsbezogen aufgewachsen und wenn ich nur daran denke, dass ich jetzt lebenslang ohne “gebraucht zu werden” zu Hause sitze, wird mir ganz schlecht. Seitdem ich aber mein Leben wieder selber positiv gestalten kann, sind die trüben Gedanken deutlich weniger geworden.

Das einzige “ Problem” ist und bleibt meine mini Rente. Ja ich bin zwar komplett berentet und bekomme mein Geld auch von der Rentenversicherung, aber ich lebe am absoluten Existenzminimum. Zum Glück gibt es ja die Möglichkeit, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist , sparsam zu reisen… Ich stehe z.B. so gut wie nie auf Campingplätzen, weil mir diese vieeeel zu teuer sind. Oder wenn ich 3 Monate im Ausland unterwegs bin, dann esse ich in diesen 3 Monaten vielleicht einmal außerhalb, ansonsten gehe ich ganz normal einkaufen und koche  immer selber. Jaaaaa, sicherlich würde ich mir manchmal wünschen einfach mehr Geld zur Verfügung zu haben, ich kann nicht “mal eben” bei einem Regentag in die nächste Therme gehen und mir einen schönen Saunatag machen.

Ich kann auch nicht in jeder neuen Stadt einen kleinen Shoppingbummel veranstalten und ich esse oben an der See eher das 5. günstige Fischbrötchen in 10 Tagen, als irgendwo “teuer “ Essen zu gehen. Das ist nicht immer schön wenn man jeden Euro zweimal umdrehen muss. Nichts desto trotz bin ich mittlerweile aber wieder glücklich, ich genieße die Tage am Strand mit meinem Hund bei schönem Wetter oder die verregneten, gemütlichen Tage, mit einem guten Buch, im Wohnmobil.

Es war für mich die richtige Entscheidung meinem Leben eine Wende zu geben und wenn ich irgendwann wieder im Rolli sitze, werde ich mich an diese Jahre immer erinnern!

Ich kann euch nur den Tipp geben, wenn auch ihr erreichbare Träume habt…. schiebt sie nicht auf die lange Bank! Niemand weiß was morgen ist und manchmal kann schon eine verschleppte Erkältung das Leben für immer ändern.

Nehmt euer Leben, eure Zukunft und eure Träume in die eigene Hand…. sonst wird es niemand für euch tun.

Gerade wenn der Wind am stärksten weht, sollte man nicht vergessen die Segel zu setzen!

Bleibt gesund und bis bald

Eure Isa

Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid und mehr von mir, meinen Touren oder zum Thema Camping und Wohnmobil erfahren möchtet, schaut doch einfach mal auf meiner Seite www.Isaswomo.de vorbei. Ich würd mich freuen euch dort wieder zu treffen.

Zuletzt aktualisiert am

About Marvin

"Meine Vision ist es, möglichst vielen Menschen in gesundheitlicher, mentaler und finanzieller Hinsicht zu helfen." Wenn du mehr über meinen Werdegang erfahren möchtest, besuche meine "Über Mich"-Seite. Mehr von mir bei: Facebook, Instagram, YouTube & Xing.

2 Kommentare

  1. selbst GBS erlebt, zwei BSV, LW versteift zwischen 2-4 und ich sitz immer noch nicht im Rollstuhl,
    ich kann es immer noch nicht glauben was hier erzählt wird.

  2. Hallo Rosiwomo,

    die Verlaufsformen bei GBS sind sehr, sehr unterschiedlich.
    Es freut mich zu lesen, dass Dein Verlauf augenscheinlich etwas leichter war.
    Laut aktuellen Studien behält jeder 5. Betroffene Lähmungserscheinungen zurück und die sterblichkeitsrate liegt immerhin bei 5%.
    Hier z.B der passende Wikipedia Link zum Thema GBS: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Guillain-Barré-Syndrom

    Ich wünsche Dir alles Gute,

    Isa